Meine Mom und die Technik

Meine Mom ist Jahrgang 54 und hat sich bis zum Tod meines Papas nie um technische Dinge kümmern müssen. Sei es die Fernsehprogramme programmieren, Telefonnummern in ihrem Handy abspeichern oder gar eine Glühbirne wechseln.

Doch seit letztem Jahr ist sie allein und ich bin weit weg und wohl oder übel muss sie sich selbst um so Kleinigkeiten kümmern.

Schon vor meinem Urlaub erzählte sie mir beim wöchentlichen Update, dass ihr Radio nicht mehr so will und dass der Stecker immer ganz heiss wird und dass auch schon mal eine Sicherung rausgeflogen ist.

Mensch Mama! Netzteil im Arsch! Kurzschluss! Kabelbrand! Wohnung abgefackelt! PANIK! – dachte ich.
„Easy, dann benutzt Du es nicht mehr und wir kaufen ein neues wenn ich im Urlaub dann da bin.“ – sagte ich.

Zum Glück kann sie am Telefon mein Kopfschütteln nicht sehen aber das Klatschen meiner Hand gegen meine Stirn muss ihr aufgefallen sein…

Im Urlaub gingen wir dann shoppen. Bei einer bekannten Elektrokette – wir sind ja nicht blöd! „Ja, wo sind denn hier die Radios?“ „Mama, ich muss selbst erstmal gucken. Wann hab ich denn mal n Radio gekauft???“
Bei den Radios angekommen, ich betone hier nochmal, dass meine Mom ein einfaches Radio ohne Schnick-Schnack haben wollte. Einen Knopf zum Einschalten und ihr Sender sollte dann laufen und einen Knopf für laut und leise – mehr nicht. Nun findet mal ein einfaches Radio wie es sie früher gab ohne USB, Bluetooth, W-Lan, ohne hunderttausend Knöpfe und so weiter. Aber ich wurde fündig. Ca. drei Modelle standen zur Auswahl. Und ich merkte schon, dass ihr keines, aber auch wirklich kein einziges, auch nur annähernd zusagte.
„Und was wenn ich eins mit Kassette nehm‘?“ Hä? Will sie mich jetzt verarschen? Ich setzte alles daran ruhig zu bleiben. „Hast Du denn Kassetten?“ „Nö, aber ich kann ja welche kaufen.“ Ich musste mir ein Lachen echt verkneifen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es heutzutage einfacher wäre CDs zu bekommen und dass die auch teilweise günstiger sind und von der Haltbarkeit ganz zu Schweigen. „Oder willst Du eine Zeitreise machen, mit Bandsalat und so?“ Wir lachten beide.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte sie sich entschieden. Wir kauften noch CDs (Abba, Helene Fischer und Roger Whittaker).

Nun stand nur noch die Einweisung meiner Mom an dieses überaus komplizierte Werk der Technik an… Es war meine erste Woche von insgesamt drei Wochen… Wir hatten Zeit…

Aber ich freu mich, dass sie nun auch im 21. Jahrhundert angekommen ist, auch wenn es mit Roger Whittaker war…

In diesem Sinne

Katrin

(2014)